Saugende Hilfsmittel bei Inkontinenz 2019+

Eine leichte bis mittlere Blasenschwäche wird bei Frauen sehr leicht mit sehr kleinen, zumeist dünnen, unscheinbaren Einlagen abgefangen, die sich quasi nicht von Damenbinden und Slipeinlagen unterscheiden. Männer bedienen sich an ähnlichen Hilfsmitteln oder an spezieller für Männer angepasste Taschen-Einlagen.

Die Lage ändert sich, wenn es sich nicht nur um leichte bis Anfang mittlere Blasenschwäche handelt, sondern sich der Schweregrad zwischen mittlerer und schwerster Inkontinenz bewegt.
Wer ein paar Tropfen Urin beim Lachen, Niesen oder Treppensteigen verliert, also vielleicht eine leichte Form von Stressinkontinenz (Belastungsinkontinenz, Giggle-Inkontinenz) hat (Mädchen, Frau) oder ggf. eine Überlaufinkontinenz (Mann) und meint, er verliere schon viel, der Stelle sich mal vor, aus jedem Tropfen würde ein ganzer Schwall.

Und wenn dieser Schwall dann mit oder ohne Drang bzw. mit oder ohne diese Trigger (vorgenannte Inko-Art) 30% bis sogar 100% des kompletten Blaseninhalts unaufhörlich nach sich zieht (Dranginkontinenz, pathologisch, psychologisch oder neurologisch, bis hin zu Reflexinkontinenz), dem wird dann klar, warum kleine und dünne Einlagen bis mittlere Vorlagen nicht mehr reichen, zumindest dann nach großen oder dicken Vorlagen bis Windelslips oder Pants verlangen, so lange man seinem Durst anständig bis ungebremst nachgeht und absichtlich ungesundes wenig-Trinken sein lässt! Außerdem kann die doch mal getrunkene Tasse Kaffee oder Earl Grey auch ein großes Stück Lebensqualität ausmachen, auch wenn man weiß, das der Verzicht auf diese und andere bestimmte Lebensmittel eine Inkontinenz abschwächen kann.

Ohne Frage sollte heute die größte Scham und das größte Tabu genügend überwunden sein, um sich nicht einfach diesem Problem und den Einlagen zu ergeben sowie stillschweigend untätig zu bleiben!
Heute fällt es viel leichter, sich damit aktiv auseinander zu setzen, darüber zu reden, ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. Ohne Zweifel gibt es heute eine Vielzahl an Therapien (vor allem Toiletten- oder Blasentraining sowie Beckenboden-Training bis hin zu Neuromodulation), Medikamente (bis hin zu Botox in und um Blase), Eingriffe (Operationen mit und ohne Implantationen von Netzen, Maschen, Bändern, Blasenschrittmachern, künstliche Blase, Schließmuskeln usw.) und andere Alternativen (diverse Arten von externen Urinalen oder Kathetern). Wie wirksam diese sind, ob diese als „angenehmer“ empfunden werden, als andere Hilfen, ob es Risiken und Nebenwirkungen gibt, ob diese in Kauf genommen werden sollen, ob man da künftig später ständig die abhängige Nachsorge tragen will, all das will gut überlegt und mit Fachleuten diskutiert werden.
In vielen Fällen kann die Inkontinenz abgeschwächt werden, mit selteneren Verlusten und gleichzeitig geringeren Verlust-Mengen als Ergebnis, so dass man wieder mehr oder länger Kontinenz erleben kann.

Oft heißt es sogar, niemand müsse heute mehr inkontinent sein, Inkontinenz sei heilbar!
Also diese angesprochene Besserung kann fast jeder erleben. „Fast“ darf schon hier nicht verschwiegen werden. Aber wahrlich heilbar?
Ja, heilbar WÄRE die Inkontinenz, wenn man einmalig ein Mittel einnimmt, einen Eingriff machen lässt, ein körperliches oder psychologisches Training mitmacht und man dadurch OHNE monatliche bis jährliche Wiederholung oder Nachsorge oder Daueranwendung kontinent wird und bleibt.
Andernfalls ist und bleibt es nur eine alternative Anwendung, ein alternatives Hilfsmittel, um nach außen hin kontinent zu erscheinen.
Ja, heilbar IST es, wenn man durch Verhaltensänderung sowie Sport und Ernährung, z.B. Beckenbodenübungen oder Tätigkeiten wie schwimmen gehen die Kontinenz wiedererlangt oder schlicht eine klare Ursache erkannt und beseitigt wird.
Bis das soweit ist, kann eine Einlage, Vorlage, Pants oder ein Inkontinenz-Slip eine gute Hilfe sein und sei es sogar, für das Training selbst, denn wer jede Stunde mehrmals Harndrang spürt und noch ein wenig dagegen ankämpfen kann, sollte dies auch tun, hinauszögern, einhalten üben und damit das Risiko gering bleibt bzw. eine dann wahrscheinlichere Entleerung quasi egal bleibt, trägt man halt etwas wie eine Pull-Ups-Pants. Sollte man jedem Drang sofort nachgeben und zum WC rennen, verschlimmert man meist die Lage.

Für den Fall, dass die Inkontinenz nicht hinreichend zurückgedrängt werden kann oder ein saugendes Mittel unter diesen ganzen Alternativen das Hilfsmittel erster Wahl sein, bleiben oder werden soll, heißt es natürlich umso mehr, das richtige für sich zu finden.
Ich finde es wichtig, dass man nicht aufgrund Hirngespinsten, Psychostress und Gesellschaftszwängen ein schlechteres Hilfsmittel wählt, als eines, welches seine Aufgabe am besten erledigt. Gut geeignet oder eher ungeeignet?
Alle Arten von Windeln haben eigene Vor- und Nachteile:
Für leichte Inkontinenz sind alle größeren Vorlagen bis Windelslips eher übertrieben!
Mittlere Inkontinenz erzeugt einen Grenzbereich, wo alles denkbar ist und man einfach für sich selbst mal alles probieren sollte. um dann so das Beste für sich zu finden.
Bei schwerer Inkontinenz landen wir dann bei großen, manchmal auch dicken Formvorlagen, Pants und verschließbaren Inkontinenz-Slips, also den klassischen Erwachsenen-Windeln.
Bei schwerster und / oder vollständiger Urin-Inkontinenz oder Doppelinkontinenz sind letztere eigentlich obligatorisch.
Entgegen mancher Expertendarstellungen: Ob Vorlagen, Pants oder Windelslips besser geeignet sind, bestimmt weniger das Alter oder der Grad der Hilfsbedürftigkeit vs. Selbstständigkeit, Immobilität vs. Aktivität, Jugend vs. hohes Alter, als vielmehr die Art, Verteilung und Häufigkeit des Urinverlustes (und / oder Stuhlverlustes)!
Wer jede Stunde kleine bis mittlere Mengen Urin verliert oder x Mal am Tag große Mengen Urin, für den sind Pants nicht das Mittel erster Wahl. Dafür sind sie viel zu teuer, im Vergleich viel zu unsicher und immer nur anzuziehen, wenn man die Hosen darüber vollständig auszieht. Wer solche Pants nur zur Sicherheit braucht, aber es doch viel häufiger zum WC schafft oder wo mäßig große Urinschwalle zwar vorkommen, aber eigentlich recht selten bleiben, für den sind Pants viel praktischer als verschlossene Windelslips, die sich zwar auch so runterziehen lassen, aber dabei ausleiern und schnell aus der Form geraten, also mit viel Gefummel wieder angepasst werden müssen. Vorlagen haben je nur eine Einheitsgröße, nicht die unterschiedlichen Größen XS, S, M, L, XL die man bei Pants und Slips vorfindet. Zudem müssen sie mit Netz-, Stretch- und engen Unterhosen in Form gehalten werden. Manchmal auch mit einer Kombi. Manch einer kommt noch auf die Idee, eine Gummihose oder einen PVC-Slip darüber zu ziehen, um wieder zu der Stabilität und Sicherheit eines Inkontinenz-Slips zu kommen. Und trotzdem kann es genau wegen diesen genannten Punkten zu einen schlechten Gefühl (wie Gegenstand in der Hose, Pflaster auf der Haut usw.) kommen, sowohl psychisch als auch real empfunden. Bei mir kommen noch Unverträglichkeiten hinzu, welches mich schon bei gewöhnlichen Unterhosen zu 100% Baumwolle und weg von Lycra & Co zwingen!
So einiges an „Stretch-Fashion“, Kunstfasern vertrage ich schlechter, nicht gar nicht, aber auch nicht gut!
Oft heißt es, Pants wie auch Einlagen und Vorlagen seien für aktive, mobile, eigenständige und fitte Menschen oder junge Menschen ideal, fast egal wie stark die Inkontinenz ist, wenn nicht sogar die einzige Antwort.
Und im gleichen Atemzug heißt es, Inkontinenz-Slips seien nur für alte, behinderte, immobile oder stark hilfsbedürftige Menschen geeignet.
Nun, wenn ich Hilfe brauche, dann bekomme ich einen Inkontinenz-Slip unter Umständen gar nicht selbst angezogen. Wenn ich also so quasi gar nichts mehr könnte und eh 3-6x am Tag jemand kommen und mich pflegen muss, ja dann ist es auch egal, ob es ne Vorlage, Pants oder nen Slip ist. Klar dass dann AUCH Slips ideal sind, wobei auch die anderen Hilfsmittel vielleicht geeignet wären.
Anders herum, wenn ich fit und beweglich genug bin, dann ist das Anziehen eines Inkontinenz-Slips im Stehen, Sitzen oder Liegen auch gar nicht komplizierter, als das Runterziehen von Netz- und Überhosen, der Austausch der Vorlage, das Positionieren und Entsorgen der gebrauchten, hochziehen, anziehen… und sogar weniger kompliziert, als das komplette entkleiden und ankleiden, welches bei einer vollen Inkontinenz-Pants nötig wäre!

Betrachten wir nun die Hilfsmittel selbst, ihr Design, ihre Aufmachung.
Klassische Inkontinenz-Slips sehen vielen Betroffenen zu sehr nach Baby-Windel aus. Inkontinenz-Pants sehen mir meist zu sehr nach 75+ aus.
So versuchte die Industrie immer wieder, die Erscheinung smarter, stoffartiger, dünner, kleiner, luftiger usw. zu gestalten, oft mit extra Zusatzbezeichnung: „Diskret“.
Leider sinkt dadurch die Qualität, Leistung und der Komfort im Sinne der Anpassung und Stabilität im eigentlichen Einsatzzweck.
In Verbindung mit dem nötigen Schutz, um sich mit Inkontinenz trotzdem rauszutrauen, sicher unters Volk mischen zu können, aber auch zu Hause keine Flecken und mehr zu provozieren, kann es eigentlich keine Kompromisse geben, muss Sicherheit und Schutz an erster Stelle stehen.

Am Ende ist es sowieso eher ein psychosomatisches Problem, denn ist erst die Unterhose und die dicke Jeans darüber angezogen, sieht man kaum noch was davon und wäre die alternative dicke Einlage / Vorlage oder die sehr universelle Inko-Pants manchmal abzeichnender, als die großflächig und ideal angepasste Erwachsenenwindel und man sieht die eigentliche Gestaltung durch die Kleidung hindurch eh nicht.

Aber man möchte sich selbst doch wohlfühlen und bekommt so manches Gefühl auch nicht einfach so aus sich raus. Und auch wenn man selbst die eigentliche Optik des Hilfsmittels nur beim Wechsel und andere Leute sie gehofft und normalerweise auch tatsächlich niemals sehen, kann eine hübschere Gestaltung auch nicht schaden.

Inzwischen gibt es einzelne Pants für Männer und noch viel mehr für Frauen, die nicht mehr nur krankenhaus-weiß oder hellgrün oder so erscheinen, sondern mit Farben und Mustern versehen sind, die nicht mehr unbedingt nach Rentner, todkrank und schwerstbehindert aussehen. Und selbst Rentner und Schwerstbehinderte brauchen keine Hilfsmittel, die ein hohes Alter oder schwere Behinderungen soggerieren oder eben einfach noch unterstreichen!

Nun bleibt die Problematik, dass zwar einiges für den Bereich bis mittlere Inkontinenz gemacht wird, aber noch nicht bei Inkontinenz-Slips, also für den Bereich von mittelschwerer bis schwerster Inkontinenz.

Im folgenden Beitrag geht es dann spezieller um Inkontinenz-Slips: https://inkoleben.de/saugende-hilfsmittel-2019-inkontinenz-slips/

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